Initiative gegen den Krieg Paderborn

Pressebericht: „Neue Westfälische“, 07.08.2006

„Beide Seiten sind schuld am Terror"
Mahnwache gegen den Krieg im Libanon

- Paderborn (rm). Unter dem Motto "Stoppt den Krieg im Libanon, Israel, Gaza", hatte die Paderborner Initiative gegen den Krieg am Samstag zu einer Mahnwache am Rathausplatz aufgerufen. Gut 200 Friedensbewegte, darunter zahlreiche Betroffene aus den Kriegsgebieten, sind dem Aufruf gefolgt.

"Der Terror wird von beiden Seiten verursacht, beide Seiten kalkulieren die Gewalt bewusst mit ein!", meinte Hartmut Linne, Sprecher der Paderborner Initiative gegen den Krieg und forderte die Bundesregierung dazu auf, die israelische Militäroffensive deutlicher zu kritisieren, zudem verlangte er die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Krisengebieten.

Deutlichere Kritik an Israel gefordert

Thomas Schroedter, Gastredner und Vorsitzender des Projektbereichs "eine Welt" an der Paderborner Hochschule, bezeichnete die "sofortige Unterbrechung von Gewalt" als erste und unumgängliche Voraussetzung für eine Lösung. Sowohl die Anerkennung des Existenzrechts Israels, als auch die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Palästinenser betrachtete der Friedensredner als politische Vorbedingung für einen Friedensprozess. "Deshalb kommt dem Ende der Gewalt höchste Dringlichkeit zu: auch wenn eine Ende der Gewalt noch lange keinen Frieden bedeuten wird".

Einblicke in die ernüchternde Wirklichkeit im Krisengebiet ließen sich am Rande der Veranstaltung einfangen: "Sie haben meine halbe Familie ermordet", erzählte der aus dem Libanon stammende Naous Abdallah, der seit 22 Jahren in Deutschland lebt. Bei einem schweren Raketenangriff sei die Wohnung seiner Familie im libanesischen Dorf Marwahin schwer getroffen worden. "Solche Bilder werden ja in den deutschen Medien nicht gezeigt!", meinte der Paderborner Libanese und bezeichnete die öffentliche Berichterstattung in Fernseh- und Printmedien als "einseitig zugunsten der Israelis".

Dass Krieg und Terror im Nahen Osten auch an der Pader die Emotionen hoch kochen lassen, machte ein Zwischenfall während der Kundgebung deutlich: Als ein junger Mann mit israelischer Flagge in der Hand erschien, kam es schnell zu Handgreiflichkeiten. Couragiert ergriff Hartmut Linne die Initiative und stellte sich schützend vor den Fahnenschwenker, um deutlich zu machen, dass auf der Kundgebung fortan keinerlei nationale Kundgebungen mehr erwünscht seien.

Flagge zeigen war unerwünscht

"Ich wollte mit der israelischen Flagge auf das Existenzrecht Israels hinweisen", sagte der junge Mann anschließend und fügte hinzu: "Es wundert mich, dass man die Fahne der palästinensischen Autonomiegebiete zeigen konnte, die israelische Flagge jedoch dazu führt, dass man tätlich angegangen wird!". In Gegenwart herangerückter Polizeikräfte kam es dann doch noch zu angeregten Diskussionen zwischen den Streithähnen und schließlich sogar zum Austausch von E-Mail Adressen.


„Beide Seiten kalkulieren die Gewalt bewusst mit ein!“: Hartmut Linne von der Paderborner Initiative gegen
den Krieg sieht sowohl Israel als auch den Libanon in Verantwortung für den Frieden.


Hochgekochte Emotionen: Am Rande der Friedenskundgebung kam
es zu einem Gerangel zwischen Kriegsgegnern. FOTOS: RALF MISCHER

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