Initiative gegen den Krieg Paderborn


An der Heimatfront
- Wer dient wem?

Vortrag und Diskussion mit  Michael Schulze von Glaßer (Telgte) - Moderation: Mechthild Goldstein

Dienstag, 13. September 2011 - 20:00 Uhr

Paderborn - Kulturwerkstatt, Cafeteria
 

Einladungsflyer | Plakat

„Die Bundeswehr hat sich einen neuen Werbeslogan zugelegt: ‚Wir.Dienen.Deutschland.‘ Peng! Jeder Punkt ein Einschuss. Da bleibt nur eines: In Deckung!“ (Spiegel online).

Die Wehrpflicht fällt weg, die weltweiten Militäreinsätze sind nicht populär – da führt die Bundeswehr ihren Kampf um den Nachwuchs, durch „Militainment“ bei Jugendlichen, auch bei Kindern, vom Videospiel bis zum werbenden Auftritt an Schulen. Über diese Militärreklame berichtet Michael Schulze von Glaßer.

Michael Schulze von Glaßer (Telgte), Student und freier Journalist, Autor von „An der Heimatfront - Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr“ (Papyrossa Verlag, Köln)

Eine Veranstaltung des Linken Forums Paderborn in Kooperation mit Paderborner Initiative gegen den Krieg, Pax Christi Paderborn und GEW Kreisverband Paderborn

 


Bericht für die Presse zur Veranstaltung von Carsten Schmitt (Linkes Forum Paderborn), 15.09.2011:


Foto: Referierte zu Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr: Michael Schulze von Glaßer, Journalist und Politikwissenschaftler, mit Moderatorin Mechthild Goldstein (Paderborner Initiative gegen Krieg)
 

„Gezieltes Werben schon bei Kindern“
Michael Schulze von Glaßer über Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr

Die Bundeswehr hat Probleme bei der Anwerbung von Personal, im Zuge ihrer Umwandlung in ein Berufsheer mehr denn je. Was tun? Mit Reklamespots im Fernsehen, „cool“ auftretenden Jugendoffizieren in Schulen, „Karriere-Treffs“, Messeauftritten auf der „gamescom“ bis hin zu Illustrierten im „Bravo“-Format möchte das deutsche Militär sein Image aufpolieren und um Sympathie bei Jugendlichen werben. Sachkundig und faktenreich informierte der Politikwissenschaftler und Journalist Michael Schulze von Glaßer, Autor des Buches „An der Heimatfront“ (erschienen im Papyrossa-Verlag), bei einer Kooperationsveranstaltung des Linken Forums mit der Paderborner Initiative gegen Krieg, Pax Christi und der GEW Kreisverband Paderborn über „Marketing“ und Nachwuchswerbung der Bundeswehr.

Nach US-amerikanischem Vorbild präsentiere sich die Bundeswehr, so Schulze von Glaßer, vermehrt im öffentlichen Raum. In Paderborn: Unlängst warben Lokalpolitiker und Reservistenvertreter mit einer „Gelbe Schleifen“-Aktion für Sympathie mit deutschen Soldaten im Afghanistankrieg. Aus Sicht des Militärs sei das ein willkommenes Werbeevent, denn um sein Image in Zeiten weltweiter Kriegseinsätze stehe es nicht zum Besten. Um öffentliche Akzeptanz zu erzeugen, stünde ein jährliches Webebudget von mindestens 27 Millionen Euro zur Verfügung. Schulze von Glaßer: „Die Bundeswehrkampagnen sind gezielt auf Jugendliche zugeschnitten, 94 hauptamtliche und 330 nebenberufliche Jugendoffiziere treten in Schulen auf, allein im letzten Jahr wurden 7000 Veranstaltungen mit 176000 Teilnehmern durchgeführt“. Kostenlos zur Verfügung gestellte Schulmaterialien - inklusive Lehrerhefte – sollen „Aufklärung und Information über sicherheitspolitische Fragestellungen“ ermöglichen, wie es in der Kooperationsvereinbarung des Schulministeriums NRW mit der Bundeswehr aus dem Jahr 2008 heißt. Ein pikantes Detail: Die Materialien werden vom Universum-Verlag herausgegeben, der zu 50 Prozent im Besitz der FDP ist.

Die vierteljährlich erscheinende „Info-Post“, aufgemacht im Stil der Jugendzeitschrift „Bravo“, erreiche, so Schulze von Glaßer, eine Auflage von rund 200000 Exemplaren. Aber auch andere Formen der Bundeswehr-Werbung erfreuten sich großen Zuspruchs: „Zum letzten „Karriere-Treff“ in der „Feldmarschall Rommel Kaserne“ in Augustdorf kamen rund 30000 Besucher.“

Trotz des Personalabbaus beziffert die Bundeswehr ihren Nachwuchsbedarf mit jährlich 20000 jungen Männern und Frauen. Schulze von Glaßer: „Um diesen Bedarf sicherzustellen, schreckt die Bundeswehr auch nicht davor zurück, Minderjährige zu beeinflussen.“ Beim diesjährigen „Girls‘ Day“ sei das „gezielte Werben bei Kindern kein Einzellfall“ gewesen.

Eine neue Form der Militärwerbung sei das so genannte „Militainment“. Auf der „gamescom“, der weltgrößten Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, sei die Bundeswehr auf einem großen Stand mit Film- und Fernsehproduktionen und als Anbieter von Computerspielen vertreten gewesen. Bei dem populären Taktik-Shooter-Spiel „Armed Aussault“ gehe es dann nicht mehr um „Aufklärung und Information“, sondern um Handfesteres: Um strategische Kriegsführung gegen einen „kommunistischen Feind“ in der Karibik.

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