Nach offizieller Lesart befindet sich die Demokratische Republik Kongo (DRK) nach Jahren eines blutigen Krieges auf dem Weg zu einer demokratischen Nachkriegsordnung. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen und die Parlamentswahlen am 30. Juli 2006, den ersten demokratischen Wahlen seit mehr als 40 Jahren, verlief bislang ohne größere Unruhen. Die "internationale Gemeinschaft" führt dies auf ihre Unterstützung des Wahlprozesses sowie auf die Präsenz der europäischen Einsatztruppe EUFOR zurück.

Am (Zweck?) Optimismus diplomatischer Kreise sind dennoch Zweifel angebracht: Noch sind die Stimmen nicht ausgezählt, und noch ist unklar, ob die Verlierer der Wahl das Endergebnis tatsächlich anerkennen werden. Zahlreiche Beobachter und Militärexperten bezweifeln, dass die EUFOR im Fall künftiger Unruhen die Lage „stabilisieren“ kann. Tatsächlich müssen die Fragen nach dem Sinn der EU-Militärmission und den Hintergründen und politischen Interessen des Engagements der EU im Kongo gestellt werden.

Björn Aust ist Politikwissenschaftler und schließt derzeit an der FU Berlin seine Dissertation zu "Kriegsökonomien im Sub-Saharischen Afrika" ab. Er hat im Sommer 2005 den Osten der DRK zu Forschungszwecken bereist. Im Juli 2006 erschien von ihm eine gemeinsam mit Willem Jaspers verfasste Studie zur Evaluation des kongolesischen Transitionsprozesses und der Kontinuität gewaltsamer Ausbeutungsstrukturen. Björn Aust publizierte u.a. "Feindliche Übernahmen": Ökonomische Interessen und "militärisches Unternehmertum" im Kongo, in: Dario Azzellini und Boris Kanzleiter (Hrsg.), Das Unternehmen Krieg. Hamburg, Berlin und Göttingen 2003. Gemeinsam mit Wolf-Christian Paes veröffentlichte er in den "Blättern für deutsche und internationale Politik" den Aufsatz: Bürgerkriegsökonomien - Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt.